My Dog Killer
Ein Fluss, Weinberge. Es ist eine idyllische Landschaft an der tschechisch- slowakischen Grenze, in der der 18-jährige Marek mit seinem Vater lebt. Marek hängt mit rechten Nationalisten ab, doch sein einziger Freund ist sein Hund. Als ihn sein Vater zu der mit einem Roma-Mann lebenden Mutter schickt, um eine Unterschrift für den Verkauf des Weingutes einzutreiben, beginnt für Marek ein schmerzhafter Spießrutenlauf. Die »Schande« seiner Mutter und einen Halbbruder aus ihren neuen Beziehung konfrontieren ihn mit Tatsachen, die er nicht ertragen kann.
Voller Empathie für ihre verlorenen Figuren, zeichnet Mira Fornay das Bild einer posttotalitären, nach neuer Identität suchenden Welt. Der Film gewann den Hauptpreis auf dem Rotterdam Filmfestival 2013 und im selben Jahr den Cinevision Award auf dem Filmfest München. Zudem ist der Film der slowakische Oscar – Beitrag 2014.
Tschechien/Slowakei 2013, Regie: Mira Fornay, mit Adam Michal, Marian Kuruc, Libor Filo, Irena Bendova, 90 Min., OmU
Do. 24.4. + Mo. 28.4. / 20:00, City46
Just The Wind
Die Nachricht verbreitet sich in Windeseile: In einem ungarischen Dorf wurde eine Roma-Familie ermordet. Die Täter sind entkommen und niemand will eine Vermutung äußern, wer das Verbrechen begangen haben könnte. Eine andere Roma-Familie, die dort lebt, sieht sich in ihrer mühsam verdrängten Angst bestätigt. Der Vater ist weit weg in Kanada und konnte er seine Frau, die Kinder und den Großvater noch nicht nachholen. Die Familie, von rassistischem Terror bedroht und von einer schweigenden Mehrheit im Stich gelassen, versucht, den Tag nach der Tat zu überstehen. „Fliegauf gelingt es, die eiskalte Brutalität, die emotionsfreie Menschenfeindlichkeit, zu zeigen. Trost und Hoffnung gibt er keinen Raum. Knallhart entlarvt er die Fremdenfeindlichkeit in seiner Heimat“, so Peter Clauss in www.getidan.de. Weitere Kritiken: hier
Ungarn 2013, Regie: Bence Fliegauf, mit Katalin Toldi, Gyöngyi Lendvai, Attila Egyed, 98 Min., OmU
Sa. 26.4. + Mi. 30.4. / 20:00, City46
Police, Adjective
Der junge Polizeibeamte Cristi erhält von seinem Vorgesetzten den Auftrag, ein paar Jugendliche auf dem Schulhof zu beschatten, die angeblich Haschisch geraucht und verkauft haben sollen. Nach einer Woche der Observierung kommt er zu dem Schluss, dass der Junge allein für den Eigenverbrauch einkauft. Das Gesetz aber kennt keine Milde. Sieben Jahre Gefängnis drohen dem Minderjährigen im Falle einer Verurteilung. Und weil der Polizist dessen Leben nicht auf dem Gewissen haben möchte, beginnt Christi die bürokratischen Richtlinien zu beugen, die eine derart drakonische Strafe vorsehen. Da Cristi sich nicht offensichtlich weigern darf sich, Beweise gegen die Schüler sammeln, setzt er auf die Taktik der Verzögerung. Er will Zeit gewinnen, bis Rumänien der EU beigetreten ist, in deren Rechtsraum eine laxere Drogenpolitik praktiziert wird.
»“Police, adjective“ besteht fast ausschließlich aus solchen langen, sorgfältig konstruierten Einstellungen, die die rumänische Gesellschaft auch räumlich vermessen. Porumboiu schildert die Polizeiarbeit als eine Aneinanderreihung frustrierender Routinen; minutenlang begleitet die Kamera Cristi bei der Verfolgung seiner Überwachungsobjekte. Die Arbeit erweist sich als ebenso sinnentleert wie die anschließenden Rapporte.« (Andreas Busche, TAZ 12.1.2012). Weitere Kritiken: hier
Rumänien 2009, Regie: Corneliu Porumboiu, mit Vlad Ivanov, Dragos Bucur, Irina Saulescu, 115 Min., OmU
So. 27.4. / 20:00, City46
Gelem, gelem
Der Film dokumentiert die Auseinandersetzung um ein dauerhaftes Bleiberecht der Roma in der Bundesrepublik der 1990er Jahre.
„Wir waren schon tot, als wir geboren wurden. Wir leben hier wie die Geister, die von einer Stadt zur nächsten gejagt werden, von einem Land zum anderen. Wenn du als Rom geboren wirst, gibt es für dich keinen Platz, an dem du bleiben kannst, keine Zukunft“
„Gelem Gelem – Wir gehen einen langen Weg“ beschreibt den Versuch einer Gruppe Roma, den Teufelskreis von Abschiebung, sozialer Verelendung, Kriminalisierung, illegaler Wiedereinreise, erneuter Vertreibung, etc. zu durchbrechen. Ein historisches Dokument über Selbstorganisation und Widerstand und eine Mahnung an die heutigen politischen Akteure.
Dokumentarfilm, Deutschland 1992, DF, 90 min, R: M. Hielscher
Mi. 7.5. / 19:30, Kultur im Bunker * mit Gästen: AktivistInnen von ‚alle bleiben‘
Valley of Sighs
Zwischen 1943 und 1945 wurden 25.000 Roma vom rumänischen Diktator Antonescu nach Transnistrien/Moldawien deportiert. Die Hälfte von ihnen starb bald an Hunger, Krankheiten oder Kälte. 70 Jahre später erinnern sich einige Überlebende und erzählen von den schrecklichen Erlebnissen. Der Film versucht, die damaligen Vorgänge und Erfahrungen zu rekonstruieren, erweitert durch Interviews mit den Mitgliedern der ukrainischen Gemeinde aus Transnistrien heute. Die Geschichten der überlebenden Roma verwandeln das heutzutage unbedeutende Gebiet in einen Ort der Erinnerungen und Tränen.
Rumänien/Ukraine 2013, Regie: Mihai Andrei Leaha, Andrei Crisan, Iulia-Elena Hossu, 55 Min., OmU
Di. 29.4. / 20:00, City46 mit Gästen: Regisseur Mihai Andrei Leaha und Kulturwissenschaftlerin Yvonne Robel